Wiesel-Kommission ist der gebräuchliche Name für die Internationale Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien.

Der Holocaust in Rumänien

Die national-legionäre Regierung kam am 14. September 1940 an die Macht und ihr gehörten 15 von der Eisernen Garde nominierte Minister an. Bereits am 20. September 1940 besetzten Mitglieder der Garde die Präfekten-Posten - d. h. die Schlüsselstellungen - in 45 Landkreisen. Anhänger von Antonescu berichteten, dass die Führung der Legion bezüglich der Juden drei Ziele verfolgte: Rache, Errichtung eines Terrorregimes und Zugriff auf die Vermögen der Juden. Unmittelbar nach der Übernahme der Regierungsmacht, begannen die Legionäre die Juden zu misshandeln - physisch, aber auch in beruflicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Dennoch spiegelte der Antisemitismus der national-legionären Regierung eine in der Gesellschaft breit angelegte Grundstimmung wieder, die in den 30er Jahren in Rumänien entstanden ist. Die antisemitische Gesetzgebung der national-legionären Regierung kam daher nicht alleine auf direkten Druck von deutscher Seite zu Stande.

Im Herbst des Jahres 1940 brach zwischen Antonescu und den Legionären ein heftiger Machtkampf aus, der in der Rebellion der Legionäre und dem Pogrom von Bukarest im Januar 1941 gipfelte. Vorher jedoch, im gleichen Monat, fand ein Treffen zwischen Antonescu und Hitler statt und Antonescu erhielt dessen Zustimmung, di
e Legion von der Macht zu entfernen. Die Tage vor der Rebellion der Legionäre gegen Antonescu und dem Pogrom von Bukarest, die parallel stattfanden, waren von extrem heftigen antisemitischen Äußerungen des Propagandaapparates der Legion gekennzeichnet. Während des Pogroms wurden nahezu 2.000 Juden missbräuchlich verhaftet und später in die 14 Folterzellen dieser Organisation verbracht. Insgesamt wurden während des Pogroms von Bukarest 121 Juden ermordet. Neben den Morden, bildeten auch Synagogen und jüdische Häuser ein Angriffsziel für die Legionäre und so zerstörten sie 1.274 Wohn- und Geschäftshäuser.

Die Armee erstickte die Rebellion der Legionäre und am Schluss triumphierte Antonescu. Sein nachfolgendes Regime, voller ideologischer Widersprüche und bemerkenswert unterschiedlich zu den übrigen faschistischen Regimen in Europa, bleibt schwer einzuordnen. Ebenso wie andere faschistische Regierungen, löste er das Parlament auf, schloss sich den Achsenmächten an, erließ eine antisemitische und rassistische Gesetzgebung und praktizierte die "Endlösung" in bestimmten Teilen des Landes. Zur gleichen Zeit jedoch, vernichtete er die nationalistische rumänische Bewegung der Eisernen Garde und verurteilte ihre terroristischen Methoden. Dennoch hat Antonescu die Zielrichtung des extremistischen rumänischen Nationalismus nicht verändert, sondern vielmehr versucht, diesen zu vereinnahmen. Deswegen waren die politische Ausrichtung des neuen Regimes, dessen Führungsmethoden und ideologische Denkmuster spezifisch rumänisch und somit keine Importe aus Deutschland. Selbst ohne Legionäre, hat sich das Antonescu-Regime zu dem antisemitischen Erbe der Eisernen Garde bekannt und den Angriff auf die Juden und die humanistischen Werte fortgesetzt.

Ion Antonescu setze das fort, was der Nationale Legionärsstaat bereits begonnen hatte, nämlich die Evakuierung der Juden aus den Dörfern und Kleinstädten. Am 18. Juni 1941 erließ er den Befehl, diese Juden in die Kreis- und Provinzstädte auszusiedeln. Gleichzeitig sollten die in dem Gebiet zwischen Sereth und Pruth ansässigen männlichen Juden, im Alter zwischen 18 und 60 Jahren, in das Lager von Târgu Jiu, im Süden Rumäniens, interniert werden. Bis zum 31. Juli 1941 stieg die Zahl der Umgesiedelten auf 40.000 Menschen, was der "Säuberung" von 441 Dörfern und Kleinstädten entsprach. Die Juden wurden von Juli/August an genötigt, ein Juden-Kennzeichen zu tragen, wenn auch dieser Erlass von Antonescu am 9. September 1941 aufgehoben wurde. Dies galt jedoch nicht für die Juden aus Bessarabien, der Bukowina und Transnistrien, deren Verpflichtung ein Juden-Kennzeichen zu tragen, in einem Sondererlass geregelt wurde.

Die physische Vernichtung der Juden in Rumänien, die "Terrain-Säuberung", fing mit dem Pogrom von Iași an. Die "Terrain-Säuberung" war das rumänische Äquivalent zur "Endlösung" und verfolgte das Ziel, die Juden in Bessarabien, der Bukowina und
der Moldau-Region zu liquidieren.

Im Juni 1941 lebten in Iași 45.000 Juden. Ion Antonescu befahl,
Iași von Juden zu säubern und erließ ein Dekret, die Juden zu eliminieren, falls diese das Feuer auf rumänische oder deutsche Soldaten eröffnen sollten. Die Rumänische Armee und der Nachrichtendienst (SSI) bereiteten das Terrain für das Pogrom von Iași vor und boten den Vorwand für die Bestrafung der jüdischen Bevölkerung der Stadt, während die dort stationierten Einheiten der deutschen Wehrmacht den rumänischen Behörden dabei assistierten. Offizielle rumänische Dokumente stellten die Juden von Iași als Kollaborateure der "sowjetischen Feinde" dar und rechtfertigten so die Repressalien.

Im erster Linie beteiligte sich an der Jagd auf die Juden, in der Nacht vom 28./29. Juni, die Polizei von
Iași, mit Unterstützung durch andere Polizei- und Gendarmerieeinheiten aus Bessarabien. Dennoch begingen auch Soldaten und Zivilisten Verbrechen und Plünderungen. Der Organisierung des Pogroms von Iași lagen fünf Elemente zu Grunde: Verbreitung von Gerüchten, wonach Juden auf die Armee geschossen hätten, Vorwarnung der rumänischen Einwohner über die bevorstehenden Ereignisse, Sicherstellung der Zusammenarbeit zwischen der Bevölkerung und den Sicherheitskräften, Kennzeichnung der so genannten christlichen und jüdischen Häuser und - nicht zuletzt - Aufhetzung der Randalierer zu Morden, Vergewaltigungen und Plünderungen. Im Verlauf des Pogroms haben die rumänischen Behörden die Kontrolle über die Ereignisse verloren und die Stadt verwandelte sich in ein riesiges Areal, in dem rumänische und deutsche Soldaten, Gendarmen und Polizisten, organisierte und unorganisierte Zivilisten, Juden jagten, sie beraubten und ermordeten. Deutsche Soldaten, die zur Verhaftung von Juden abkommandiert waren, begingen die gleichen Gräueltaten, wie ihre rumänischen Kollegen.

Nach dem Massaker wurden die Juden in zwei Züge verfrachtet, die als Bestimmungsziel andere Landesteile hatten. Bis zu 150 Juden, viele davon verwundet, wurden in Eisenbahnwaggons gepfercht, die nur eine Kapazität von maximal 40 Personen hatten. Aus dem Todeszug, in dem sich ca. 5.000 Juden befanden und der von
Iași in Richtung Călărași fuhr, erreichten nur 1.011 Menschen lebend das Ziel. (Die rumänische Polizei hat nur 1.258 Leichen gezählt, aber Hunderte Tote wurden unterwegs aus dem Zug geworfen.) In den Todeszug in Richtung Podu Iloaiei wurden bis zu 2.700 Juden verladen, von denen nur 700 lebend ankamen. In den offiziellen Berichten der rumänischen Behörden hieß es, dass ca. 1.900 Juden den Zug bestiegen hätten und "nur" 1.194 gestorben seien. Nach dem Pogrom führte die Jüdische Gemeinde eine Zählung durch, die ergab, dass 14.850 Juden umgekommen sind. Im Unterschied zum Nachrichtendienst SSI, der den Tod von nur 13.266 Juden bestätigte, berichtete das Arbeitsdienst-Rekrutierungsbüro der Rumänischen Armee von Iași, dass 13.868 Juden unauffindbar seien.

Nach dem Pogrom von
Iași erließ Marschall Antonescu den Befehl, einen Teil der Juden aus Bessarabien und der Bukowina auszurotten und den Rest zu deportieren. Er wählte die Gendarmerie und die Armee zur Durchführung dieser Aufgaben aus. Die praktische Umsetzung des Befehls begann am 9. Juli. Der rumänischen Gendarmerie wurde einige Tage vor dem 21. Juni 1941 befohlen, drei Orte in der Moldau-Region zu "säubern": Roman, Fălticeni und Galați. In Roman informierte der Generalinspektor der Gendarmerie, General Constantin (Piki) Vasiliu, dass die Aufgabe der Gendarmen darin bestünde, alle Juden im ländlichen Raum auf der Stelle auszurotten und die sich in den Städten aufhaltenden Juden in Ghettos einzusperren.

Die rumänische Armee und Gendarmerie haben anschließend Tausende Juden aus der Bukowina exekutiert, und zwar in Czernowitz, Hertza, Siret,
Dornești, Ciudei, Storojineț, Ropcea, Iordănești, Pătrăuți, Panca, Broscăuți, Stăneștii de Sus, Stăneștii de Jos, Jadova Nouă, Jadova Veche, Costești, Hlinița, Budineț, Cireș Vijnița und Rostochi-Vijnița, Zoniachie, Rapujineț und Cotmani [und zig anderen Orten, Anm. d. Übers.]. Weiterhin waren rumänische Armee und Gendarmerie an Massenermordungen von Juden aus Bessarabien beteiligt, und zwar in Hotin, Noua Sulița, Edineți, Pârlita, Bălți, Briceni, Lipcani, Fălești, Mărculești, Florești, Gura-Camenca, Gura-Căinari, Lincăuți, Cepelăuți-Hotin, Climăuți-Soroca, Cetatea Albă, Comova, Grigoriefca, Storojineț, Chișinău und zig anderen Orten. Jedes Mal, wenn die rumänischen Truppen plünderten oder es ihnen nicht gelang, die Spuren ihrer Massenexekutionen zu vernichten und sie die Leichen vielmehr offen liegen ließen, beschwerten sich die deutschen Truppen, einschließlich der Einsatzgruppen, über die "Planlosigkeit" der Rumänen, und nicht etwa über die eigentlichen Verbrechen.

Ende Juli begannen die rumänischen Behörden, Zigtausende Juden in das Gebiet jenseits des Dnister, bald darauf Transnistrien genannt, zu deportieren. Bis zum Monatsende wurden ca. 25.000 Juden
von Einheiten der Rumänischen Armee aus der Nordbukowina und Bessarabien in den Umkreis von Coslov, einem Dorf am Ufer des Dnister, konzentriert. Unmittelbar nachdem die deutsch-rumänischen Verbände in die Ukraine vorgedrungen sind, wurden diese Juden am 24. Juli über den Fluss getrieben. Die deutschen Militärbehörden drängten jedoch die Menschenkolonnen zurück nach Bessarabien. Im Gegenzug wies die rumänische 4. Armee ihre Gendarmerieeinheiten an, die Juden als Rückkehrer aus der Ukraine zu behandeln, sie abzuweisen und über den Fluss zurückzuschicken. Dieser Konflikt zwischen der deutschen und der rumänischen Armee drang bis zu den Führungen beider Staaten vor; die deutsche Seite setzte sich jedoch durch. Ca. 32.000 Juden sind während dieser überstürzten Deportationen gestorben; zwischen 8.000 und 20.000 wurden auf der ukrainischen Seite des Dnister getötet und die Mehrzahl der Überlebenden wurde im Lager von Vertujeni eingesperrt. In der Folge beschloss der rumänische Generalstab, die Deportationen, bis zu einer abschließenden Klärung des Status dieses von Rumänien beanspruchten ukrainischen Gebietes, einzustellen. Deshalb ordnete Ion Antonescu die Einrichtung einiger provisorischer Lager und Ghettos in Bessarabien an. Bis zur Wiederaufnahme der Deportationen, richteten die rumänischen Behörden das Ghetto von Chișinău und einige Dutzend Lager und Ghettos ein, aus denen die Juden später in sieben größere Lager verlegt wurden. Bis Ende August befanden sich in diesen Lagern bereits ca. 80.000 Juden: 10.356 in Secureni, 11.762 in Edineți, 2.634 in Limbenii Noi, 3.072 in Rășcani, 3.253 in Răuțel, 22.969 in Vertujeni, 11.000 in Măruculești, 11.525 in Chișinău und in den kleineren Ghettos in Südbessarabien.

Im Anschluss an diese Deportationen und Exekutionen fassten Ion und Mihai Antonescu den Entschluss, nunmehr die Juden aus der Südbukowina zu deportieren. Die Stenogramme der Kabinettssitzungen vom 25. Juni 1941 und 6. Oktober 1941 belegen diese Entscheidung, als deren Ergebnis in den Jahren 1941 und 1942 insgesamt 21.229 Juden aus dieser Region deportiert wurden. Antonescu gab Wilhelm Filderman am 8. September 1941 die Zusage, die Juden aus dem Altreich gegenüber den übrigen Juden besser zu stellen. Ungeachtet dessen, befahl Antonescu die Deportation der Juden aus Dorohoi, unmittelbar gefolgt von den Deportationen aus den Kreisen Câmpulung, Suceava und Rădăuți und löste damit Schockwellen in den Reihen der Jüdischen Gemeinde aus.

Am 30. August wurde über den Status Transnistriens abschließend entschieden: Auf Basis der Zusagen von Hitler gegenüber Antonescu, verließen deutsche Armee und Verwaltung am 19. September 1941 Transnistrien und die Provinz wurde an Rumänien übertragen. Gleichzeitig unterrichteten die Deutschen die Rumänen, dass zu jenem Zeitpunkt weder die Juden aus Transnistrien noch diejenigen aus den Lagern und Ghettos aus Bessarabien und der Bukowina über den Bug verlegt werden konnten. In der Konsequenz bestanden die Deutschen darauf, "dass die Juden in Arbeitslagern konzentriert werden und zur Arbeit Verwendung finden sollen, bis - nach Abschluss der Operationen - ihre Verlegung nach Osten möglich ist. Die Vereinbarung belegt, dass das abschließende Ziel darin bestand, Bessarabien, die Bukowina und Transnistrien von Juden "zu säubern".

Ende August erörterte Antonescu bei einem Treffen mit den Gouverneuren von Bessarabien, der Bukowina und Transnistrien die Einzelheiten der künftigen Deportationen. Antonescu wies die Zuständigkeit für die Deportationen dem Generalstab zu und wies an, auf administrative Formalitäten und Deportiertenlisten zu verzichten und statt dessen nur eine "zahlenmäßige Erfassung" durchzuführen. Somit wurden die Dokumente der Juden unmittelbar nach der Überquerung des Dnister verbrannt. Mehr noch, die Gendarmerie erhielt von dem Generalstab den Befehl, die Juden hinzurichten, die - wegen Erschöpfung oder Krankheit - mit den Kolonnen nicht Schritt halten konnten. Die Deportationen begannen am 16. September mit den Juden aus dem Lager von Vertujeni und wurden bis Ende Dezember 1941 abgeschlossen. Bei diesen Operationen gab es keinerlei deutsche Beteiligung. Die Kolonnen der Juden überquerten den Dnister bei Atachi-Moghilev Podolsk, Cosăuți-Iampol, Rezina-Rabnița, Tighina-Tiraspol und Olănești-Iasca. Am 6. Oktober unterrichtete Ion Antonescu die Regierung über seine Pläne zur ethnischen Säuberung von Bessarabien: "Was die Juden anbetrifft, habe ich Maßnahmen getroffen, sie vollständig aus diesen Regionen zu entfernen. Ich habe in Bessarabien noch ca. 40.000 Juden, die in wenigen Tagen über den Dnister verlegt und - falls es die Umstände zulassen - auch jenseits des Ural verbracht werden." Im Verlauf der Deportationen sind Hunderte Juden an Hunger, Durst, Schlägen und Folter gestorben; Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt und diejenigen, die sich zur Wehr setzten, ermordet. Viele Juden wurden ermordet, während man sie ihrer Wertgegenstände beraubte. Gemäß der offiziellen rumänischen Berichte, wurden 91.845 Juden aus der Bukowina, 55.867 Juden aus Bessarabien und 9.367 Juden aus Dorohoi nach Transnistrien deportiert.

Eine sowjetische Volkszählung im Jahr 1939 ergab, dass die Bevölkerung Transnistriens 3.000.000 Einwohner überschritt und sich vorwiegend aus Russen und Ukrainern zusammensetzte. In Transnistrien lebten aber auch ca. 300.000 (rumänische) Moldauer, 331.000 Juden und 125.000 Deutsche. Gheorghe Alexianu, ein wohl bekannter Antisemit, stand der Verwaltung von Transnistrien vor. Anfangs zeichnete die Rumänische Armee für die Repressalien, Verhaftungen und Verfolgungen der rumänischen Juden verantwortlich; später wurden diese Aufgaben von rumänischen Gendarmen und der ukrainischen Polizei übernommen. Von den mindestens 150.000 nach Transnistrien deportierten Juden waren im Herbst 1943 nur noch 47.000 am Leben. Eingesperrt in Ghettos und Lagern (z. B. im
Todeslager Pecioara), wurden sie Opfer von Exekutionen und Epidemien, insbesondere Typhus. Die rumänischen Behörden haben keinerlei Vorsorge zur Verpflegung der Juden getroffen, weder während der Deportationen, noch in den Lagern oder Ghettos. Hunger, Misshandlungen, Erniedrigungen und Zwangsarbeit gehörten zum täglichen Leben dieser Deportierten.

Rumänische Regierungsberichte belegen, dass von den in der Volkszählung von 1939 verzeichneten 331.000 ukrainischen Juden mindestens 150.000, vielleicht sogar über 200.000, noch lebten, als sich die Rote Armee aus Transnistrien zurückzog; diese Zahlen beinhalten bis zu 90.000 Juden aus dem Bezirk Odessa. Die ukrainischen Juden wurden ebenfalls registriert, um in Ghettos und Lagern eingesperrt zu werden. Der Präfekt von Balta hat beispielsweise am 3. September 1941 "allen Juden" drei Tage Zeit gewährt, ins Ghetto umzuziehen, das nur aus vier Straßen bestand. Er hat Zwangsarbeit für alle Juden im Alter zwischen 14 und 60 Jahren angeordnet und ihnen befohlen
Judensterne zu tragen.

Anfang Oktober 1941 ordnete Ion Antonescu an, die ukrainischen Juden und einige rumänische Juden auszuplündern und jenseits des Bugs zu deportieren. Die Gendarmen haben jeden einzelnen Konvoi ausgeraubt und die Frauen und Mädchen vergewaltigt. Ukrainische Banden haben ihrerseits die jüdischen Konvois angegriffen und dabei getötet und geraubt. Manchmal mussten sich Hunderte Juden bis auf die nackte Haut ausziehen, anschließend ließ man sie erfrieren. Den Kommandanten war das Leben der Juden völlig gleichgültig, sie interessierten sich nur für die Fortbewegung der Konvois. Die ukrainischen Freiwilligen (aus denen sich später die ukrainische Polizei rekrutierte), die die Konvois begleiteten, bewiesen sogar eine noch größere Brutalität als die rumänischen Gendarmen. Da sie das Gelände nicht kannten, waren die Gendarmen auf diese Freiwilligen angewiesen und überließen ihnen Begleit- und Bewachungsaufgaben. Im November und Dezember 1941 wurde der Transfer der Juden in Konvois von jeweils Tausenden von Menschen in Richtung Bug in großer Eile und völliger Desorganisation fortgesetzt. Tausende von Juden wurden in Städten und Dörfern zurückgelassen, die nie dafür vorgesehen waren, Juden in Ghettos oder provisorischen Lagern zu beherbergen. Am 9. November meldete der Generalinspekteur der Gendarmerie seinem Führer Ion Antonescu, dass die erste Etappe der Deportationen aus Bessarabien und der Bukowina abgeschlossen sei: 108.002 Juden wurden in drei Gebiete entla
ng des Bug verlegt. Im Norden, im Kreis Tulcin, 47.545 Juden in Mitki, Pecioara und Rogozna, in der Mitte, im Kreis Balta, 30.981 Juden in Obodovca und Balanovca, und zuletzt im Süden, im Kreis Golta, 29.476 Juden in Bobric, Krivoie-Ozero und Bogdanovca.

Ab Ende Dezember 1941 bis Mai 1942 wurden in dem am Bug gelegenen Kreis Golta viele Tausende rumänische und örtlich ansässige Juden ermordet, und zwar in den Vernichtungslage
rn Bogdanovca, Domanovca und Acmecetca sowie in einem guten Dutzend kleinerer Lager. In diesen Lagern wurden ca. 10.000 örtlich ansässige Juden, 30.000 Juden aus Bessarabien (insbesondere aus dem Ghetto von Chișinău) und 65.000 - 70.000 Juden aus Odessa und dem Süden Transnistriens festgehalten. Nach einer Schätzung des Präfekten von Bolta, Oberstleutnant Modest Isopescu, lebten ca. 52.000 Juden in Bogdanovca und 20.000 in Domanovca. Während einige davon in Pferdeställen (weniger als 50), Schweineställen und Baracken eingepfercht waren, lebten die anderen im Freien, entlang einer Strecke von drei Kilometern am Westufer des Bug. Die Silos quollen über vor Leichen, während sich Lebende und Sterbende in Ställen und Baracken zusammendrängten, dem mörderischen Frost des Winters schutzlos ausgesetzt.

Antonescu genehmigte die Ermordung von 70.000 noch lebenden Juden in Bogdanovca und Domanovca. Im Verlauf der Kabinettssitzung vom 16. Dezember teilte Alexianu Antonescu mit, dass ca. 85.000 Juden an Typhus erkrankt seien und ohne Desinfektion alle Welt anstecken würden. Der Vorschlag von Antonescu war kurz und bündig: "Lass sie sterben." Die nationalsozialistischen Befehlshaber jenseits des Bug befürchteten ihrerseits eine Ausbreitung der Typhusepidemie in den eigenen Reihen, forderten die Rumänen auf, das "jüdische Problem" zu erledigen und ermutigten sie zu Massenhinrichtungen. So erschossen ukrainische Polizisten aus dem Kreis Golta, unterstützt durch örtliche Gendarmen, ca. 48.000 Juden in Bogdanovca. Eine Gruppe von 200 jungen Juden, von denen die meisten anschließend ebenfalls erschossen wurden, erhielt den Auftrag, die Leichen zu verbrennen. In Domanovca befanden sich ca. 20.000 Juden aus Odessa und der Umgebung; zwischen dem 10. Januar und dem 18. März 1942 haben örtliche ukrainische Polizisten und rumänische Gendarmen 18.000 davon getötet. Acmecetca war ursprünglich eine Schweinefarm am Ufer des Bug. Sie wurde Anfang März 1942 dazu umgewandelt, nicht arbeitsfähige oder anderweitig verwendbare Juden zu konzentrieren, einschließlich der Kinder und Alten. Der Hauptzweck des Lagers bestand in der Vernichtung durch Isolation. Die Ernährung war völlig unzureichend, aber die Menschen sind nicht allein an Hunger gestorben. Die Mehrzahl der Gefangenen steckte sich mit Typhus, Ruhr, Tetanus und Malaria an. Ihnen wurde keinerlei medizinische Behandlung zuteil. Von den ursprünglich ca. 4.000 hier internierten Juden, lebten im Mai 1942 nur noch wenige Hundert.

Die rumänischen Truppen erreichten Odessa am 16. Oktober 1941. Vom 18. Oktober 1941 bis Mitte März 1942 haben rumänische Militärs, unterstützt durch Gendarmerie und Polizei, mindestens 25.000 Juden getötet und 35.000 deportiert. Am Abend des 22. Oktober 1941 ereignete sich in dem Hauptquartier der Rumänischen Armee eine gewaltige Explosion und tötete 16 rumänische Offiziere, darunter den Militärkommandeur der Stadt, General Ion Glogojanu, 4 deutsche Marineoffiziere, 46 andere rumänische Armeeangehörige und einige Zivilisten. Auf Befehl von Antonescu, sollte
n "als sofortige Vergeltungsmaßnahme 18.000 Juden in den Ghettos der Stadt liquidiert und mindestens 100 Juden - je einer für jeden Regimentsbezirk - auf öffentlichen Plätzen aufgehängt" werden. Die Juden wurden von der rumänischen Armee, Gendarmerie und Polizei zusammengetrieben und an die Hinrichtungsorte verbracht. Ca. 22.000 Juden aller Altersgruppen wurden in neun Schuppen in Dalnic, einem Vorort von Odessa, eingepfercht; diese Operation wurde bis in die Nacht des 23. Oktober fortgesetzt. Diese Juden wurden mit Maschinengewehren erschossen, lebend verbrannt oder in die Luft gesprengt. Die Mehrzahl der Überlebenden wurde deportiert. Die Juden wurden zu Fuß in unendlichen Kolonnen in Richtung Berezovca und Bogdanovca deportiert. Anfang 1942 wurden 35.000 Juden unter sehr schweren Bedingungen mit dem Zug nach Berezovca und Veselinovo verbracht. Dort angekommen, wurden sie von rumänischen Gendarmen in provisorische Lager umgeleitet, die man in den deutschen Dörfern im Gebiet von Berezovca eingerichtet hatte.

Mit über 40 deutschen Dörfern mit jeweils über 1.000 Bewohnern, bestand in Transnistrien die höchste Dichte an so genannten Volksdeutschen, d. h. deutschstämmigen Einwohnern in der Ukraine. Über den Status der Deutschen Gemeinden in Transnistrien wurde in Bukarest und Odessa verhandelt. Letztendlich erkannte die rumänische Regierung die Autonomie der Volksdeutschen
in Transnistrien in ihren dörflichen Siedlungsgebieten entlang des Bug an. Anfang April 1942 wurden 28.000 Juden, die zuvor von der rumänischen Gendarmerie in die deutschen Dörfer verbracht worden sind, von dem Selbstschutz, d. h. den von der SS organisierten Todeskommandos der Deutschstämmigen, vernichtet. Antonescu wurde über diese Massaker unterrichtet. Im Mai 1942 wollte der Generalstab der Rumänischen Armee von seinem Führer erfahren, ob die deutschen Polizisten berechtigt seien, Tausende Juden im Kreis Berezovca zu erschießen und deren Leichen zu verbrennen. Antonescu antwortete darauf: "Es fällt nicht in den Verantwortungsbereich des Generalstabs, sich mit solchen Problemen zu befassen." Ein weiterer Fall beispielhafter Zusammenarbeit ist belegt. Rumänische Behörden überstellten Tausende örtlich ansässiger und rumänischer Juden - vermeintlich zum Straßenbau - den Deutschen jenseits des Bug. Die Mehrzahl dieser Juden wurde erschossen.

Mit Ausnahme von 17.000 Juden, die als "nützlich" für die Volkswirtschaft galten oder bestimmte Privilegien genossen, beschloss das Antonescu-Regime im Sommer 1942, die gesamte jüdische Minderheit aus Rumänien - 292.149 Menschen, gemäß einer Volkszählung aus Mai 1942 - in das Vernichtungslager Belzec zu deportieren. Ende September 1942 kam Mihai Antonescu mit Hitler, Ribbentrop und einigen Befehlshabern der Wehrmacht in Vijnița zusammen, um von Hitler die Rückgabe Nordtranssilvaniens und die Ausdehnung der Waffenlieferungen für die rumänischen Einheiten zu fordern. Alle seine Forderungen wurden zurückgewiesen, mit Ausnahme einer persönlichen Zusicherung von Hitler, die den damaligen Grenzverlauf von Rumänien garantierte. Ribbentrop forderte Mihai Antonescu auf, die gegenüber Gustav Richter, dem Gesandten von Eichmann, schriftlich abgegebene Verpflichtung einzuhalten und die rumänischen Juden nunmehr an Deutschland auszuliefern. Die Zurückstellung der Auslieferungspläne war nicht etwa das Ergebnis einer menschlichen Regung, sondern folgte der Erkenntnis, dass die deutschen und rumänischen Interessen nicht mehr übereinstimmten. Während sich die Rumänische Armee in einer schwierigen Lage vor Stalingrad befand, hatte Hitler nicht die geringste Absicht, Nordtranssilvanien jemals an Rumänien abzutreten.

Neben den Juden aus Bessarabien, der Bukowina, der Moldau-Region und den örtlich in Transnistrien ansässigen Juden, hatten selbst die im Ausland wohnenden Juden infolge der Politik von Antonescu zu leiden. Entsprechend den internationalen Gepflogenheiten, waren die rumänischen Konsulate im Ausland verpflichtet, die in ihren Zuständigkeitsbereich fallenden rumänischen Bürger zu schützen, und zwar unabhängig von deren "Nationalität". Im Mai 1941 wurde den Juden dieser Schutz entzogen und deren Staatsbürgerschaft wurde "revidiert". Dies galt auch für die in Bessarabien und der Nordbukowina (zum damaligen Zeitpunkt Teil der UdSSR) geborenen Juden. Erst im Sommer 1942 zog Rumänien diesen Beschluss zurück und behandelte die in Bessarabien und der Bukowina geborenen Juden erneut als eigene Staatsbürger. Der deutsche Außenminister erklärte mehrfach im Sommer 1942, dass Ion Antonescu "mit Botschafter von Killinger vereinbart hat, dass rumänische Staatsbürger jüdischer Abstammung in Deutschland und den besetzten Gebieten die gleiche Behandlung wie die deutschen Juden erfahren sollen". Die unmittelbare Folge dieses Zugeständnisses war die Deportation von nahezu 1.600 rumänischen Staatsbürgern jüdischer Abstammung aus Deutschland und Österreich; ebenfalls wurden 3.000 rumänische Staatsbürger jüdischer Abstammung aus Frankreich und eine unbekannte Zahl aus den besetzten Gebiete
n Böhmen und Mähren, Polen und Holland deportiert. Die Mehrzahl davon ist in den Konzentrationslagern zugrunde gegangen. Die Politik der rumänischen Regierung im Hinblick auf die rumänischen Juden im Ausland änderte sich erst gegen Ende des Frühjahrs 1943. Rumänien begann die im Ausland wohnenden rumänischen Juden zu schützen. Man schätzt, dass infolge derartiger diplomatischer Interventionen, mehr als 4.000 rumänische Juden in Frankreich überlebt haben.

Die Zwangsarbeit bildet einen anderen Aspekt des Holocaust in Rumänien. Insgesamt wurden 84.042 Juden, im Alter zwischen 18 und 50 Jahren, zur Zwangsarbeit herangezogen. Einige davon konnten in ihren Heimatgemeinden verbleiben, andere mussten unter militärischer Bewachung in Arbeits- und Feldlagern arbeiten. Die Arbeits- und Lebensbedingungen in diesen Lagern waren fürchterlich. Die medizinische Versorgung und die Hygienebedingungen waren prekär. Kranke und Verkrüppelte mussten Zwangsarbeit leisten und viele Arbeiter trugen lediglich Sommerkleidung, da die "Mobilisierung" in aller Eile und mit einem minimalen Organisationsaufwand erfolgte. Erst im Dezember 1941 wurden die Arbeitslager vorübergehend geschlossen. In einigen Lagern wurden die Juden gezwungen, sich das Werkzeug für die Zwangsarbeit selber zu kaufen und für die eigene Ernährung zu zahlen. Viele sind schwer erkrankt, wurden zu Krüppeln und Hunderte sind zugrunde gegangen. Gegen ein offizielles Lösegeld, wurden die wirtschaftlich "nützlichen" Juden von der Zwangsarbeit verschont und an ihren Arbeitsplätzen belassen. Dies führte zu einem Schmiergeld-System innerhalb der rumänischen Verwaltungs- und Militärbehörden, was in krassem Widerspruch zu der harten Regierungslinie des Regimes stand.

Statistische Daten. In 1930 lebten in Großrumänien 756.930 Juden, was 4,2 % der 18 Millionen Einwohner des Landes entsprach. Gemäß den Angaben des Generaldirektors des rumänischen Zentralinstitutes für Statistik, lebten bis 1940 knapp 800.000 Juden in Rumänien. Ende August 1941 zählte die rumänische Gendarmerie zusätzlich 55.887 in Bessarabien und der Bukowina verbliebene Juden. Es gab aber auch Juden, die von dieser Zählung nicht erfasst wurden.

Ein Untersuchungsbericht, der im Dezember 1941 von der Kommission vorgelegt wurde, die die "Unregelmäßigkeiten" im Ghetto von Chișinău untersuchen sollte, bestätigte die Anzahl der Juden in Bessarabien mit 55.867 (ohne den Kreis Hotin), erwähnte jedoch zusätzlich weitere 25.000 Juden, die "eines natürlichen Todes gestorben sind, entkommen konnten oder erschossen wurden." Die Gesamtzahl der Juden, die sich demnach in Bessarabien befanden, steigt daher auf ca. 80.000. Bis Ende Juli 1941, bevor Transnistrien offiziell vor den rumänischen Behörden kapitulierte, konzentrierten rumänische Soldaten und Gendarmen Zehntausende Juden im Norden Bessarabiens und begannen, diese über den Dnister zu vertreiben. Dabei wurden Hunderte von ihnen erschossen und deren Leichen in den Fluss geworfen. Bis Ende Juli/Anfang August 1941 wurden fast 32.000 Juden über den Dnister vertrieben. Diese Zahl geht aus verschiedenen Berichten und Befehlen hervor, welche die Gendarmen erhielten, um die Juden an einer Rückkehr nach Bessarabien zu hindern. Von den ca. 32.000 Menschen konnten lediglich 12.600 entkommen; sie wurden dann später aus der Ukraine über Cosăuți zurück nach Bessarabien vertrieben und in dem Lager von Vertujeni interniert. Mindestens 8.000, jedoch bis zu 20.000 Juden, wurden von deutschen und rumänischen Soldaten auf der ukrainischen Uferseite des Dnister getötet. Somit müssen weitere 32.000 Juden zu den 80.000 hinzugezählt werden, die die Rumänische Armee in Bessarabien vorgefunden hatte. Das bedeutet, dass zum Zeitpunkt der Besetzung ca. 112.000 Juden in Bessarabien lebten. Diese Zahl ist jedoch unvollständig. In der Ukraine nahm die Wehrmacht am 16. August 1941 mindestens 11.000 Juden gefangen, die versucht hatten, nach Russland zu fliehen. Daraus folgt, dass sich zu Beginn der rumänischen Besetzung von Bessarabien, dort mindestens 122.000 Juden befanden. Laut einem Bericht des Gouverneurs der Bukowina vom 9. April 1942, lebten dort vor den Deportationen 103.172 Juden und in Dorohoi weitere 11.923. Insgesamt lebten in der Bukowina und in Bessarabien vor den Deportationen, jedoch nach den "Terrain-Säuberungen", 170.962 Juden.

Die genaue Zahl der zwischen Anfang Juli und Ende August 1941 in den Transitlagern in der Bukowina und in Bessarabien sowie während der Deportationen nach Transnistrien getöteten Juden bleibt unbekannt, ebenso wie die Anzahl der Juden, denen es gelungen ist, in die Sowjetunion zu fliehen. Was man aber aus den Regierungsdokumenten weiß, ist, dass die Mehrzahl der Juden aus den Dörfern und Städten der Südbukowina und aus Bessarabien von Einheiten der Rumänischen Armee und einem nicht unbedeutenden Teil der lokalen Bevölkerung ermordet wurde. Ebenso ist bekannt, dass die Einsatzgruppe D Tausende Juden in Czernowitz und Bessarabien ermordet hat. Die einzigen Zahlen bezüglich der ermordeten Juden sind die bereits erwähnten aus den rumänischen Dokumenten: bis zu 25.000 in Bessarabien und bis zu 20.000 während der "Eil-Deportationen". Traian Popovici, der den Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern" trägt, beziffert die in den Dörfern und Städten der Nordbukowina getöteten Juden mit ca. 15.000. Über 45.000, wahrscheinlich jedoch nahezu 60.000 Juden, wurden in Bessarabien und der Bukowina getötet.

Gemäß den Berichten der Gouverneure von Bessarabien und der Bukowina an das Ministerium für die Verwaltung der Bukowina, von Bessarabien und Transnistrien (CBBT), wurden im Jahr 1941 insgesamt 147.712 Juden deportiert. 91.845 Juden stammten aus der Bukowina (einschließlich der Regionen Hotin und Dorohoi) und 55.867 aus Bessarabien. Möglicherweise ist die wirkliche Anzahl der deportierten Juden höher. Der Bericht vom 15. Dezember 1941 des Generalinspekteurs der Gendarmerie, General C. Z. Vasiliu, hält fest, dass 108.002 Juden aus Bessarabien und der Bukowina in drei Kreise in den Osten Transnistriens entlang des Bug deportiert worden sind: 47.545 wurden in Tulcin interniert, 30.981 in Balta und 29.476 in Golta. Am 24. Dezember 1941 berichtete der SSI Antonescu, dass sich im Westen Transnistriens 56.000 Juden aus Bessarabien und der Bukowina aufhielten; in anderen Kreisen sollte sich hingegen eine geringere Anzahl befinden. Diese zwei Berichte legen den Schluss nahe, dass sich in Transnistrien im Dezember 1941 mindestens 164.000 rumänische Juden befanden. Diese Zahl muss um 6.737 Juden erhöht werden, die in 1942 deportiert wurden - 4.290 aus der Bukowina, 231 aus Bessarabien und 2.216 aus dem Altreich und Südtranssilvanien. Nach den Deportationen verblieben lediglich 17.159 Juden in der Bukowina (mit Ausnahme der Region Dorohoi), von denen 16.794 in Czernowitz lebten. Zusammen mit den Juden aus Dorohoi bildeten sie eine jüdische Bevölkerung von 19.475 Menschen. Die Gesamtzahl der Juden, die aus Bessarabien, der Bukowina, Dorohoi und dem Altreich deportiert wurden, liegt zwischen 154.449 (147.712 plus 6.737) und 170.737 (164.000 plus 6.737) Menschen.

Ein offizieller Bericht vom 15. November 1943 an das Präsidium des Ministerrates der Rumänischen Regierung besagt, dass 49.927 Juden in Transnistrien überlebt hatten, wovon 6.425 aus dem Altreich stammten. Daraus folgt, dass bis zum 15. November 1943 zwischen 104.522 und 120.810 rumänische Bürger jüdischer Abstammung in Transnistrien ums Leben gekommen sind.

Neben den nach Transnistrien deportierten rumänischen Juden, lebten bereits dort, gemäß der sowjetischen Volkszählung aus dem Jahr 1939, 331.000 ortsansässige Juden, von denen 200.961 in Odessa wohnten. Die rumänischen Besatzungsbehörden fanden weitere 150.000 bis 200.000 Juden in Transnistrien vor. Rumänische und sowjetische Quellen besagen, dass in Odessa bis zu 25.000 Juden erschossen, aufgehängt oder lebend verbrannt wurden. Die sowjetischen Behörden berichteten, dass sie allein in Dalnic 22.000 Leichen ausgegraben hätten. Mehr noch, in anderen Gebieten wurden Juden einfach auf den Straßen erschossen; diese Opferzahlen müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Der Präfekt von Golta berichtet, dass 10.000 Juden noch vor der Einrichtung des Lagers von Bogdanovca, Anfang November 1941, getötet wurden.

Zwischen 33.000 und 35.000 Juden wurden im Januar und Februar 1942 von Odessa nach Berezovca deportiert. Davon wurden 28.000 von der SS hingerichtet. Tausende Juden (möglicherweise etwa 30.000) wurden Ende 1941 aus der Stadt und dem Kreis Odessa in Todesmärschen nach Bogdanovca getrieben. 32.433 "nach Transnistrien evakuierte" Juden wurden wahrscheinlich nach Golta deportiert und dort liquidiert.

Gemäß den deutschen Dokumenten, den Zeugenaussagen Überlebender und den rumänischen Prozessakten, wurden Ende 1941/Anfang 1942 75.000 Juden, in der Mehrzahl ortsansässig, in Bogdanovca, Domanovca und Acmecetca ermordet. Im September 1942 räumte der Generalsekretär der Regierung von Transnistrien ein, dass aus dem Bezirk Odessa 65.000 ortsansässige Juden "verschwunden" (die Tarnbezeichnung für die Ermordung von Juden) seien. Mehr noch, gemäß einem rumänischen Bericht, wurden 14.500 aus Transnistrien stammende Juden gezwungen, den Bug zu überqueren, wo sie dann von den Deutschen getötet wurden. Nach den sowjetischen Schätzungen wurden 150.038 Juden in den Kreisen Golta und Berezovca ermordet. Der Generalstab der 3. Rumänischen Armee verzeichnete am 1. November 1943 eine Zahl von 70.770 in Transnistrien lebenden Juden, wovon es sich bei 20.029 um Ortsansässige handelte. Daraus folgt, dass zwischen 115.000 und 180.000 ortsansässige Juden in Transnistrien ermordet wurden oder ums Leben gekommen sind. Am Ende der rumänischen Besetzung waren in Transnistrien nur noch 20.000 ortsansässige Juden verblieben. Weiterhin sind mindestens 15.000 Juden aus dem Altreich während des Holocaust umgekommen.

Somit beläuft sich die Gesamtzahl der rumänischen und ukrainischen Juden, die in den besetzten, unter rumänischer Verwaltung befindlichen Gebieten umgekommen sind, auf 280.000 bis 380.000 Menschen.

1 comment:

Edgar Hauster said...

Lieber Herr Hauster,

Anläßlich Ihrer gelungenen Reportage über den opportunistischen
Gedenkstein in Bukarest habe ich wieder einmal Ihren Artikel "Der
Holocaust in Rumänien" (wiesel-kommission.blogspot.com) gelesen. Dabei
ist mir aufgefallen, daß Sie im Abschnitt "Die rumänische Armee und
Gendarmerie haben anschließend Tausende Juden aus der Bukowina
exekutiert, und zwar in ... " eine taxative Aufzählung der Orte
vornehmen, die, meines Erachtens nach, nicht vollständig ist. In einem
der "echten" Gedenksteine, wie in dem von Otto Seidmann
(http://bukowina.info/Schaykale.html), der mir jedesmal - obwohl ich ihn
auswendig kenne - beim Lesen feuchte Augen beschert, werden z.B. die
Orte Schischkowitz und Jujinetz (Schischkoutz und Juzinetz) angeführt.
Vielleicht sollte man, um den Eindruck der Vollständigkeit zu vermeiden,
ein "und zig anderen Orten", wie Sie es im anschließenden Satz
verwendet haben, einfügen.

Mit herzlichen Grüßen,
Peter Elbau

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