Wiesel-Kommission ist der gebräuchliche Name für die Internationale Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien.

Die Deportationen der Roma und deren Behandlung in Transnistrien

Bei der Volkszählung von 1930 erklärten 262.501 Personen (1,5% der rumänischen Bevölkerung), Zigeuner zu sein. Die Mehrzahl davon lebte am Rand der Gemeinden, aber im Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung und insbesondere nach der Bodenreform von 1920, erlangten viele von ihnen einen sozialen Status, der sich kaum von demjenigen der rumänischen Bauern unterschied. Mehr noch, die soziale und wirtschaftliche Entwicklung vieler Roma brachte es mit sich, dass es unter den Roma zu einer Elite neuer Ausprägung (Künstler, Händler und Intellektuelle) kam, welche sich um die Probleme der Gemeinde bemühte und entsprechende Roma-Organisationen schuf. Der rumänische Nationalismus in der Zwischenkriegszeit ging im Allgemeinen nicht mit Bekundungen gegen die Roma einher und die Rumänisierungspolitik der Regierung Goga aus dem Jahr 1938 sowie die Königsdiktatur hatten nicht die Roma in ihrem Fokus. Obwohl die Verfassung aus Februar 1938 zwischen "Rumänen dem Blute nach" und "rumänischen Staatsbürgern" zum Nachteil der Letztgenannten unterschied, wurde diese Unterscheidung zwar auf Juden und andere ethnische Gruppen angewendet, jedoch nicht auf Roma.

Dennoch gerieten die Roma in den 30er Jahren ins Fadenkreuz einiger rumänischer Anhänger der Eugenik. Beeinflusst von den Gedanken eines Robert Ritter, der die diesbezüglichen theorethischen Grundlagen in Nazi-Deutschland schuf, betrachteten diese rumänischen Rasseforscher die Roma als "Plage". Um ihre Anschauungen zu untermauern, machten sie daraus ein Rassenproblem und behaupteten, dass die Roma, als Almosenempfänger vom Rand der Gesellschaft, mit ihrer hohen Kriminalitätsrate die "Rassenreinheit" der Rumänen gefährden. Sie gingen sogar so weit, die Zwangssterilisation der Roma vorzuschlagen.

Nachdem die Eiserne Garde an die Macht kam, erwägte sie eine rassistische Politik gegen die Roma, die jedoch nicht umgesetzt wurde, so lange die Legion Regierungsverantwortung trug. Gleichwohl die Roma in den rumänischen Sozialwissenschaften vor dem Zweiten Weltkrieg kein Problem darstellten, fingen während des Krieges einige Forscher an, sich mit einem so genannten "Zigeunerproblem" zu befassen. Eine derartige Studie aus dem Jahr 1944 regte an, die Zigeuner in einem Randgebiet von Rumänien zu konzentrieren, sie nach Transnistrien zu deportieren oder zu sterilisieren. Der politische Druck und die Zunahme der fremdenfeindlichen und rassistischen Positionen bilden eine Erklärung für das neu erwachsene Interesse an den Roma. Selbst wenn es sich nur um vereinzelte Meinungsäußerungen handelte, spielten die Auffassungen, die in den 30er- und 40er-Jahren in der rumänischen Gesellschaft aufkamen, eine bestimmende Rolle zur Vorbereitung der Politik der Antonescu-Regierung gegenüber den Juden und den Roma.

Die Deportation der Roma nach Transnistrien - von der Idee bis zu ihrer Durchführung - war vollständig das Werk der Regierung Antonescu. Der Umfang der Deportationen unterlag der persönlichen Entscheidung von Antonescu, wie er selbst, später, während eines Prozesses von 1946, bekannte. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass keiner der Befehle in Bezug auf die Roma die Unterschrift von Antonescu trug oder veröffentlicht wurde, weder in den Amtsblättern noch an anderer Stelle. Alle diese Befehle wurden von Antonescu seinen Ministern mündlich erteilt und von dem Generalinspektorat der Gendarmerie ausgeführt. Die Tatsache, dass Antonescu akribisch die Ausführung seiner Befehle verfolgte, lasst darauf schließen, dass die rumänische Politik gegen die Roma zur Zeit des Zweiten Weltkrieges sein Werk war.

Die von Gendarmerie und Polizei im ganzen Land am 25. Mai 1942 durchgeführte "Volkszählung" der Roma wurde von Marschall Antonescu angeordnet und hatte den Zweck, diejenigen Personen zu bestimmen, die zu der "Problemkategorie der Roma" gezählt wurden. Es wurden, zusammen mit ihren Familien, folgende Personengruppen erfasst: umherziehende Roma, sesshafte Roma, sofern es sich um verurteilte oder rückfällige Straftäter handelte, weiterhin Roma die keine eigenen Existenzmittel bzw. keine existenzsichernde Beschäftigung hatten. Aus einer Bevölkerungsgruppe von 208.700 Roma wurden 40.909 Menschen in diesen Listen registriert, unterteilt in 9.471 umherziehende und 31.438 sesshafte Roma. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, handelte es sich bei den ca. 25.000 nach Transnistrien "evakuierten" (deportierten) rumänischen Roma um diejenigen Menschen, die in den von Gendarmerie und Polizei Ende Mai 1942 erstellten Listen verzeichnet waren.

Die Deportationen begannen am 1. Juni 1942; zunächst wurden die umherziehenden Roma deportiert. Angefangen mit diesem Tag, wurden sie von den Gendarmen in den Kreishauptstädten zusammengetrieben und anschließend nach Transnistrien verbracht. Die umherziehenden Roma mussten sich zu Fuß oder mit ihren Pferdefuhrwerken von Rastplatz zu Rastplatz fortbewegen. Dieser Transport zum Bestimmungsort nahm daher mehrere Wochen in Anspruch. Die Operation wurde offiziell am 15. August 1942 abgeschlossen. Bis zum 2. Oktober 1942 wurden insgesamt 11.441 umherziehende Roma (2.352 Männer, 2.375 Frauen und 6.714 Kinder) nach Transnistrien deportiert.

Was die sesshaften Roma anbetrifft, begannen die Behörden zunächst damit, sie in verschiedene Kategorien zu unterteilen. Als erstes wurden die Roma deportiert, die als "gefährlich und unerwünscht" galten; dies waren, zusammen mit ihren Familien, insgesamt 12.497 Personen. Die übrigen 18.941 Roma sollten zu einem späteren Zeitpunkt deportiert werden. Die Deportationen der sesshaften Roma begannen erst im September. Sie erfolgten im Zeitraum 12. bis 20. September 1942, wobei neun Sonderzüge eingesetzt wurden, die von verschiedenen Städten des Landes abgingen.

Im Verlauf dieses Monats wurden 13.176 sesshafte Roma nach Transnistrien deportiert. Ein Gerücht wurde in die Reihen der Roma gestreut, wonach man ihnen, einmal in Transnistrien angelangt, Land zuweisen würde. Während der Deportationen kam es zu zahlreichen Ausschreitungen durch die Gendarmen und Polizisten, die die Deportationszüge begleiteten. Diese Deportationen sorgten für Unruhe unter den rumänischen Soldaten, die sich zu diesem Zeitpunkt an der Front befanden und selbst Roma waren. Die Roma wurden mit Gewalt aus ihren Häusern getrieben, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr Hab und Gut mitzunehmen oder ihr Eigentum zu verkaufen. So gelang es den Chefs der Gendarmerieposten und der örtlichen Polizeidienststellen in vielen Fällen, die Habe und das Vieh der Roma zu Spottpreisen zu erwerben. Die Häuser und das übrige Eigentum der Roma wurden von dem Nationalen Zentrum für Rumänisierung beschlagnahmt.

Die letzten Deportationen fanden im Dezember 1943 statt, als in Transnistrien ein Transport mit 57 Roma aus Pitești und dem Kreis Argeș eintraf. Die Gesamtzahl der zwischen Juni 1942 und Dezember 1943 nach Transnistrien deportierten Roma liegt mindestens über 25.000. Anfang Oktober 1942, nach den zwei großen Deportationen, befanden sich in Transnistrien 24.686 Roma, 11.441 umherziehende, 13.176 sesshafte und weitere 69 aus den Strafanstalten. Diese Zahl wuchs später um einige Hundert, als diejenigen "unerwünschten" Roma deportiert wurden, die zunächst inhaftiert waren, weil es ihnen gelungen war, sich den großen Operationen zu entziehen.

Die Roma wurden am Rande oder innerhalb einiger Dörfer im Osten von Transnistrien entlang des Bug in den Kreisen Golta, Oceacov und Berezovca angesiedelt; fast alle sesshaften Roma wurden in den Kreis Oceacov deportiert. Bestimmte Zonen dieser Dörfer wurden für sie reserviert, sofern nicht vorher bereits die gesamte Bevölkerung der Dörfer ausgesiedelt worden ist.

Die Lage der Roma in Transnistrien war von Anfang an sehr schwer. Sie erhielten nur in einem sehr geringen Umfang Arbeitsmöglichkeiten und Existenzmittel. Die Lebensbedingungen in Transnistrien waren sehr hart. Die Roma erhielten nicht genügend Nahrungsmittel und hatten keine Möglichkeit, zu überleben. Die von der Regierung festgelegten Nahrungsmittelrationen wurden nicht eingehalten; manchmal wurden ihnen sogar wochenlang keinerlei Nahrungsmittel zur Verfügung gestellt. Da man ihnen auch kein Brennholz gab, hatten sie keine Möglichkeit, zu kochen oder sich aufzuwärmen. Die Kleidung stellte ein weiteres großes Problem dar, denn den deportierten Roma wurde es verwehrt, Kleidung oder persönliche Gegenstände mitzunehmen. Den Deportierten fehlten die elementaren Güter, wie zum Beispiel Geschirr zur Essenszubereitung. Eine ärztliche Versorgung war so gut wie nicht vorhanden und Medikamente fehlten völlig. Diejenigen, die das Glück hatten, Gold zu besitzen, über rumänisches Geld oder andere Wertgegenstände zu verfügen, gelang es, Nahrung von der lokalen Bevölkerung zu kaufen.

Bis zum Frühjahr des Jahres 1943 war die Lage der Deportierten in jeder Hinsicht verzweifelt. Es starben Tausende Roma. Eigentlich fanden fast alle Todesfälle, die sich in den Reihen der nach Transnistrien deportierten Roma ereigneten, im Winter 1943/1944 statt. Ein Bericht der Präfektur des Bezirks Landau an die Präfektur des Kreises Berezovca über den Ausbruch einer Fleckentyphusepidemie, die Mitte Dezember 1942 in den Lagern der Roma wütete, nennt die Zahlen für den Bezirk Landau. Die Zahl der Roma ist demnach von 7.500 auf ca. 1.800 - 2.400 zurückgegangen. Die Situation in Landau stellte zwar eine Ausnahme dar, jedoch wurden damals überall zahlreiche Todesfälle registriert. In einem Bericht der Gendarmerielegion von November 1943 hieß es, dass die in dem Arbeitslager Golta internierten Roma vor dem Hungertod standen.

Die Beschlagnahme der Pferde und Fuhrwerke, die den Roma als "mobile Wohnungen" und Verdienstmöglichkeiten dienten, hat insbesondere die umherziehenden Roma betroffen. Der Gouverneur von Transnistrien, Gheorghe Alexianu, erließ einen entsprechenden Befehl am 29. Juli 1942. Unter diesen Bedingungen sind viele nach Transnistrien deportierte Roma an Hunger, Kälte oder Krankheiten gestorben. Es existiert kein Dokument, das beweist, dass die rumänischen Zivil- oder Militärbehörden in Transnistrien Hinrichtungen der Roma veranlasst hätten. Dennoch hat es Fälle von Erschießungen von Roma durch Gendarmen gegeben, wie es in Trihați (Kreis Oceacov) geschah, wo, gemäß einem Bericht von Mai 1943, Gendarmen Roma erschossen haben, die aus den Nachbardörfern auf Arbeitssuche dorthin gekommen waren.

Die genaue Zahl der in Transnistrien umgekommenen Roma ist nicht genau bekannt. Am 14. März 1944, als die rumänischen Staatsbürger - ungeachtet ihrer Herkunft - aus Transnistrien evakuiert wurden, berichtete der Stellvertretende Generalinspekteur der Gendarmerie von Odessa, dass sich auf seinem Territorium 59.916 Juden und 12.083 Roma aufhielten. Die letztgenannte Zahl steht für die Roma, die die Deportationen überlebt haben. Diese Zahl muss um die Anzahl der Roma erhöht werden, denen die Flucht aus Transnistrien vor dem vorgenannten Datum gelungen ist. Dazu zählen sowohl die Roma, die aus verschiedenen Motiven repatriiert wurden, als auch diejenigen, die Transnistrien illegal verlassen hatten, ohne gefasst und erneut deportiert zu werden. In diese Kategorie fallen ca. 2.000 Roma, was die Zahl der Überlebenden auf ca. 14.000 erhöht. Das bedeutet, dass von den über 25.000 deportierten Roma, etwa 11.000 gestorben sind, während 14.000 überlebt haben. Die Roma, die die Deportationen überlebt haben, kehrten im Frühjahr 1944 ins Land zurück, gleichzeitig mit dem Rückzug der Armee und der rumänischen Besatzungsbehörden vor der sowjetischen Offensive.

Zusammen mit der Entfernung der Regierung Antonescu von der Macht am 23. August 1944 und der Aufhebung der rassistischen Gesetzgebung, hörte auch die romafeindliche Politik des Regimes auf. Am 13. September 1944 erließ der Stellvertretende Staatssekretär der Polizeibehörde den Befehl, alle aus Transnistrien zurückgekehrten Roma "in ihren Beschäftigungen zu belassen und Maßnahmen zu ergreifen, um ihnen verschiedene Arbeitsmöglichkeiten zuzuweisen."

Da lediglich ein Teil der Roma deportiert worden ist, scheint ihre Lage Ähnlichkeiten zu der Situation der jüdischen Bevölkerung aufzuweisen. Nach Transnistrien wurden die Juden aus Bessarabien, der Bukowina und dem Kreis Dorohoi deportiert; die übrigen rumänischen Juden wurden - mit einigen Ausnahmen - nicht deportiert. Es bestand jedoch zur Zeit des Zweiten Weltkrieges eine Politik des rumänischen Staates, die alle Juden in ihrem Blickfeld hatte. Die antisemitische Gesetzgebung, die Rassenverordnungen und der Rumänisierungsprozess haben, in unterschiedlichem Ausmaß, alle Teile der jüdischen Bevölkerung betroffen. In den Jahren 1940 - 1944 wurde die jüdische Bevölkerung in ihrer Gesamtheit einer harten Diskriminierung unterzogen. Anders verhielt es sich in Bezug auf die Roma. In diesen Jahren wurde in Rumänien keine Maßnahme ergriffen, die auf alle Roma im Land abzielte, d. h. auf all diejenigen Personen, die bei den Volkszählungen als Roma galten und von den Behörden oder der örtlichen Bevölkerung dazu gestempelt wurden.

Die Deportation der Roma fand in der rumänischen Bevölkerung keine Unterstützung und es hagelte Proteste in allen Medien. Eine Reihe von Protesten kam von Seiten der politischen und kulturellen Eliten, einschließlich von C. I. C. Brătianu, dem Chef der Nationalen Liberalen Partei, sowie einiger Führer der Nationalen Bauernpartei und dem Komponisten George Enescu. Aus der Befürchtung, dass die Deportationen auch auf andere Roma-Kategorien ausgeweitet werden, intervenierten gleichfalls die Führungen einiger Unternehmen, wie zum Beispiel die Leitung der Rumänischen Eisenbahnen, zu Gunsten der Roma in den Reihen ihrer Belegschaften. Die Mehrzahl der Dokumente deutet auf eine Opposition der Bevölkerung aus allen sozialen Schichten gegenüber den Deportationen der Roma hin, während nur sehr wenige Dokumente diese gutheißen. Die Proteste wurden üblicherweise als Briefe oder Memoranden formuliert, die von Privatpersonen oder Verbänden an öffentliche Würdenträger adressiert waren; dazu zählten das Präsidium des Ministerrates, Ion Antonescu persönlich, die Königinmutter, der Minister des Inneren und der Generalstabschef. Diese Bemühungen zielten entweder darauf ab, die Deportationen aus bestimmten Dörfern oder Städten zu stoppen, oder aber, die Rückkehr der Deportierten in ihre Häuser zu ermöglichen. Die Mehrzahl der Proteste wurde im Herbst 1942 geschrieben, nach der Deportation der "gefährlichen" sesshaften Roma. Diese Einwände gegen die Deportationen der Roma, bezogen sich jedoch nie auf die umherziehenden Roma, deren Deportationen scheinbar einer rumänischen Mehrheit gerechtfertigt erschien.

Mitte 1944 verschwand das "Zigeunerproblem" von der öffentlichen Agenda. In den späteren Kriegsverbrecherprozessen erhielt das Schicksal der Roma eine gewisse öffentliche Aufmerksamkeit, selbst wenn das Thema immer noch ein Randproblem geblieben ist. Bei dem ersten Kriegsverbrecherprozess in 1945 bezog sich nur eine einzige Anklageschrift auf die Deportationen der Roma und selbst dort konzentrierten sich die Anklagepunkte auf die Beschlagnahme der Fuhrwerke und der Pferde. Das gleiche geschah, als Ion Antonescu und seine Hauptmittäter 1946 vor Gericht gestellt wurden. Obwohl eine förmliche Anklage gegen Antonescu wegen der Deportationen der Roma vorgetragen wurde, hielt sich der Ankläger nicht mit den Details auf. Daher wurde während des Antonescu-Prozesses die Lage der Roma nur an vier Stellen erwähnt: in der Anklageschrift, der förmlichen Verlesung der Anklagepunkte und in den Einlassungen von Antonescu und des Generals Vasiliu. Die Anklageschrift erwähnt 26.000 deportierte Roma, während von General Vasiliu eine Zahl von nur 24.000 bestätigt wurde.

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