Wiesel-Kommission ist der gebräuchliche Name für die Internationale Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien.

Die Jüdische Gemeinde unter dem Antonescu-Regime und ihre Reaktion auf den Holocaust in Rumänien

Das gesamte Netzwerk der Jüdische Gemeinde, bestehend aus Religionsausübung, Gemeindeleben, Erziehung und Sozialfürsorge sah sich während des Antonescu-Regimes der Notwendigkeit gegenübergestellt, den materiellen, moralischen, sozialen und intellektuellen Bedürfnissen der Juden gerecht zu werden. Wilhelm Filderman, der Leiter der Föderation der Verbände der Jüdischen Gemeinden Rumäniens (FUCE) spielte in den Jahren 1940 - 1941 die Hauptrolle. Obwohl er sich auf die Lösung der täglich neu anfallenden Probleme konzentrieren musste, waren seine Bemühungen nicht bloß administrativer Natur. Filderman wandte verschiedene Taktiken an; er reichte zum Beispiel Petitionen ein und bemühte sich um Audienzen bei wichtigen Persönlichkeiten aus Politik und Kirche, die in den Regierungskreisen einflussreich und bereit waren, zu Gunsten der Juden zu intervenieren. Zwischen September 1940 und dem 16. Dezember 1941 versuchte die Föderation, die durch die antisemitischen Maßnahmen entstandenen Probleme durch die Einreichung von Petitionen zu lösen, die sie an Antonescu und andere Würdenträger adressierte. Filderman formulierte seine Interventionen deutlich und stützte seine Argumentation auf statistische, historische und politische Daten, die das gesamte Ausmaß der negativen Folgen der antisemitischen Maßnahmen für ganz Rumänien, nicht nur für die Jüdischen Gemeinden, offenbarten. Er wies ebenfalls darauf hin, dass die antisemitischen Maßnahmen in Rumänien häufig härter waren, als bei den übrigen Achsenmächten.

Nach Durchführung der ersten antisemitischen Maßnahmen durch den Nationalen Legionärsstaat, ging die FUCE davon aus, dass die Legionärsbewegung die größte Bedrohung für die jüdische Bevölkerung und für Rumänien im Allgemeinen darstellte. In diesem Kontext versuchte die FUCE, eine direkte Verbindung zur Staatsführung zu knüpfen. Gegen die Entscheidung des Religionsministers, die Synagogen zu schließen und die Gemeindeaktivitäten zu untersagen, formulierte die Föderation am 11. September 1940 die erste Protestnote, die Filderman am 17. September Antonescu persönlich übergab. Antonescu antwortete mit leeren Versprechungen, nämlich, dass die Juden weder in politischer noch in wirtschaftlicher Hinsicht zu leiden haben würden. Selbst wenn der Protest offensichtlich wirkungslos blieb, hörte die FUCE nicht auf, Memoranden an die Regierung zu adressieren, die die Daten und Fakten zu den Übergriffen und Gewalttaten der Legionäre gegen die Juden enthielten.

Nach dem Ausschluss der Legionäre aus der Regierung und der Umbildung der Regierung Antonescu, sah sich die jüdische Bevölkerung neuen Formen der antisemitischen Politik gegenübergestellt. Die Führung der FUCE forderte von der Regierung die Rückgabe der von den Legionären geraubten Güter, die Aussetzung der illegalen Schließung jüdischer Firmen und die Verlangsamung des Rumänisierungsprozesses. Mehr noch, sie verlangte von der Regierung, die Gesetze hinsichtlich der Enteignung des städtischen Eigentums abzuändern, die Ghettobildung zu stoppen, den aggressiven Sprachgebrauch aus den offiziellen Dokumenten zu verbannen und damit aufzuhören, die Juden als Saboteure zu verleumden. Darüber hinaus forderte sie die rumänische Regierung auf, die volkswirtschaftlichen Schäden anzuerkennen, die durch die Entlassungspolitik gegenüber den Juden verursacht wurden, und forderte für jüdische Handwerker und Lehrlinge das Arbeitsrecht ein.

Was das Pogrom von Iași anbetrifft, konzentrierte die Führung der FUCE ihre Bemühungen auf die Hilfe für die Überlebenden, die mit Todeszügen nach Călărași-Ialomița und Podu Iloaiei deportiert worden sind. Nach den blutigen Ereignissen von Iași, appellierte die Führung der FUCE offiziell an die Juden, ein Höchstmaß an Gemeinschaftssinn und Gesetzestreue an den Tag zu legen. Sie wurden aufgefordert, die Verdunklungsvorschriften zu befolgen, Gerüchte weder zu beachten noch zu verbreiten, die Erörterung militärischer und politischer Fragen zu unterlassen, Lebensmittel nicht zu horten oder zu verschwenden und schließlich, die Armee zu respektieren. Filderman und seine Kollegen haben einen entschlossenen Kampf gegen den Zwang zum Tragen des Judensterns geführt. In einem Memorandum vom 6. September an Nicodim, den Patriarchen von Rumänien, forderten Filderman und der Oberrabbiner Șafran, Schutz für die Juden im Namen der Religion und der Menschenrechte. Am 8. September erhielt Filderman eine Audienz bei Marschall Antonescu. Es ging bei diesem Treffen hauptsächlich um den Zwang für die Juden, den Judenstern zu tragen. In letzter Konsequenz gab Antonescu dem Drängen von Filderman nach.

Unter dem Eindruck der Nachrichten, die aus Bessarabien und der Bukowina eintrafen, schrieb Filderman zwei flehentliche Briefe (9. und 11. Oktober 1941) an Marschall Antonescu, mit dem Ziel, die Deportationen zu stoppen, denn diese kamen für die Menschen Todesurteilen gleich, nur deshalb, weil sie Juden waren. Am 19. Oktober richtete Filderman einen weiteren Protestbrief an Ion Antonescu. Antonescu lehnte es aber ab, seine Entscheidung zur Deportation der Juden zu revidieren und klagte im Gegenzug vor allem die aus Bessarabien und der Bukowina stammenden Juden an, die Schuld an dem "schrecklichen Schicksal des rumänischen Volkes im Jahr 1940" zu tragen. Einige Tage später, am 26. Oktober, veröffentlichten alle großen Zeitungen die Antwort von Marschall Antonescu auf das Schreiben von Filderman. Der Führer hielt Filderman vor, dass er sich von einem Angeklagten in einen Ankläger verwandelt hätte, der Juden verteidigt, die für "hasserfüllte Aktionen gegen das tolerante und gastfreundliche rumänische Volk" verantwortlich seien.

Unbeirrt setzte Filderman seinen Kampf fort. Am 25. Oktober richtete er ein Antwortschreiben an Antonescu, in dem er seine Unterstützung für die gnadenlose Bestrafung der Schuldigen anbot, gleichzeitig aber dagegen protestierte, Unschuldige in den Tod zu schicken. Er erhärtete seine Argumentation durch die Feststellung, dass die Juden nicht mit dem Bolschewismus gleichgestellt werden dürfen, ebenso wenig, wie das rumänische Volk mit der Eisernen Garde verwechselt werden darf. Mit Hinweis auf die Loyalität der Juden gegenüber Rumänien, unterstrich Filderman am 3. November, dass die Juden an den Befreiungskriegen des Landes teilgenommen und niemals gegen die Interessen des rumänischen Staates und des rumänischen Volkes gehandelt hätten. Der militante Ton der FUCE erzürnte die rumänischen Machthaber und den deutschen Berater für jüdische Angelegenheiten, Gustav Richter. In der Konsequenz wurde die FUCE am 16. Dezember 1941 aufgelöst.

Nach der Auflösung der FUCE wurde die Judenzentrale in Rumänien die einzige Organisation, die berechtigt war, die Interessen der Jüdischen Gemeinde wahrzunehmen und das Gemeindeleben zu organisieren. Marschall Antonescu genehmigte persönlich den politischen und organisatorischen Rahmen der Judenzentrale, die per Gesetz der Kontrolle von Radu Lecca unterstellt wurde. Die örtlichen jüdischen Gemeinden entfalteten, ebenso wie alle übrigen jüdischen Institutionen, ihre Aktivitäten unter der Kontrolle der Zentrale. Die Führung der Zentrale forderte wiederholt Gehorsam ein und drohte mit einem ganzen Spektrum schwerer Strafen. Die erste offizielle Aufgabe, die die Judenzentrale erhielt, bestand darin, ein Verzeichnis derjenigen zu erstellen, die "jüdisches Blut" in den Adern hatten. Diese Aufgabe folgte dem deutschen Modell, in dem gleichartige Aufgaben vom Judenrat erledigt wurden. Dieser Zensus wurde für nötig erachtet, um einen genauen Überblick über die Anzahl der Juden zu erhalten - ein unabdingbarer Schritt für die bürokratische Organisation der Deportationen, der Zwangsarbeitslager und der physischen Vernichtung.

Gleichwohl er an den Rand gedrängt wurde, stand Filderman stets an der Spitze der Rettungsaktionen für die Juden. Er blieb somit der wichtigste Repräsentant der Juden in Rumänien, führte den Kampf gegen die Wiederaufnahme der Deportationen nach Transnistrien in 1942 und bezog Position gegen die Deportationen aus Südtranssilvanien und dem Banat in die nationalsozialistischen Vernichtungslager, wie dies von den Deutschen gefordert wurde. Seine Rettungsbemühungen wurden durch die Aktivitäten der örtlichen Vertreter der Juden in Transsilvanien und dem Banat unterstützt und der dadurch von den Repräsentanten der Jüdischen Gemeinde auf das Antonescu-Regime ausgeübte Druck, trug zu der Entscheidung der Regierung bei, die Massendeportationen der rumänischen Juden zu verschieben.

Im Frühjahr 1943 entschied die Regierung, den Juden eine neue Sonderabgabe von 4 Milliarden Lei aufzuerlegen. Radu Lecca sandte diese Entscheidung an die Judenzentrale am 11. Mai 1943. Gingold, der Chef der Zentrale, lud Filderman und andere Verantwortliche in der Gemeinde zu einem Beratungsgespräch ein. Filderman widersetzte sich der Zahlung und protestierte gegen die Steuer. Antonescu empfand den Protest als "unverschämt" und ließ Filderman Ende Mai 1943 nach Transnistrien deportieren. Letztendlich wurde er jedoch nach drei Monaten befreit, als Folge von Protesten von wichtigen Persönlichkeiten aus der rumänischen Politik, zu denen auch König Michael, die Königinmutter Elena und der Führer der PNȚ, Iuliu Maniu, gehörten.

Die Chronologie der Audienzen von Filderman bei verschiedenen Ministern und anderen Würdenträgern im Frühjahr und Sommer 1944 wirft ein Schlaglicht auf einige der existenziellen Probleme, denen sich die Jüdische Gemeinde in dieser Schlussphase der Konfrontation mit der antisemitischen Politik des Antonescu-Regimes gegenübersah. Filderman stellte sich gegen den Beschluss, Juden der "Ausnahmekategorien", d. h. aus den "rumänisierten" Familien, zu deportieren und sprach über die Notwendigkeit, die Sicherheit der Juden in verschiedenen Gebieten zu gewährleisten, und zwar in dem Maße, wie sich die Front näherte. Er forderte, den Juden zu gestatten, Städte mit einer großen Konzentration deutscher Truppen verlassen zu dürfen und verlangte Klarstellungen hinsichtlich der Regierungspläne, die Juden aus der Moldau-Region zu ghettoisieren. Gleichfalls protestierte er gegen die Entscheidung, jüdische Arbeitsdiensteinheiten im Norden der Moldau-Region einzurichten.

Die FUCE und die Judenzentrale haben gleichermaßen Sozialfürsorge in diesen Zeiten staatlicher Unterdrückung geleistet. Das Autonome Hilfskomitee (CAA, gegründet 1941) spielte hierbei eine wichtige Rolle. Die CAA verfügte von Anfang an über Mittel von Seiten des American Jewish Joint Distribution Commitee. Im Januar reiste die erste Delegation der CAA und der Sozialfürsorgeabteilung der Judenzentrale nach Transnistrien. Zudem bemühte sich die Jüdische Gemeinde, eine ärztliche Versorgung für die jüdischen Arbeitsdiensteinheiten anzubieten, denn dafür wurden von der Regierung zu keinem Zeitpunkt Mittel zur Verfügung gestellt.

Am 25. Februar 1944 bat Filderman um eine Audienz bei dem Minister des Inneren und forderte bei dieser Gelegenheit nochmals die Repatriierung aller Deportierten und präsentierte dieses Problem als eine Frage von Leben und Tod für die Betroffenen. Eine partielle Repatriierung begann erst in der zweiten Dezemberhälfte 1943. Am 20. Dezember wurden die 6.053 Einwohner von Dorohoi, die die Deportationen überlebt hatten, in ihre Stadt zurückgeschickt. Am 6. März 1944 wurden 1.846 von den über 5.000 Waisenkindern repatriiert. Die generelle Repatriierung wurde von Antonescu im März 1944 befohlen, aber diese Entscheidung kam zu spät, um die Repatriierung der letzten Deportiertengruppe rechtzeitig zu organisieren; diese Gruppe war - wie der Zufall es will - die zahlreichste. Lediglich folgende Deportierte konnten per Eisenbahn repatriiert werden: die Einwohner von Dorohoi, Waisenkinder, die 500 politischen Häftlinge aus dem Lager Vapniarka und die in Grossulovo Internierten. Zwischen dem 17. und dem 30. März 1944 organisierten die CAA und Vertreter der Sozialfürsorgeabteilung der Judenzentrale, zusammen mit rumänischen Behörden, die Repatriierung von 2.538 Menschen aus verschiedenen Lagern und Ghettos in Transnistrien.

Da die jüdische intellektuelle Elite in Bukarest konzentriert war, ist es nachvollziehbar, dass das jüdische Kulturleben hier außerordentlich intensiv war; ganz anders in der Provinz, wo die Synagogen, Schulen und jüdischen Intellektuellen ihre traditionelle Bedeutung für die Kultur eingebüßt hatten, während die jüdischen Schulen als letzte Bastion auf dem Weg zur vollständigen Ghettoisierung verblieben waren.

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