Wiesel-Kommission ist der gebräuchliche Name für die Internationale Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien.

Die Rolle von Ion Antonescu bei der Planung und Durchführung der antisemitischen und romafeindlichen Politik des rumänischen Staates

Die Verantwortung von Ion Antonescu an dem Tod der Juden aus Bessarabien, der Bukowina und Transnistrien ist unbestritten. Und dennoch verdanken die Juden aus der Walachei, der Moldau-Region und Südtranssilvanien ihr Überleben seiner Entscheidung vom Herbst 1942, die Deportationen der rumänischen Juden nach Polen auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Gleichwohl wurde General Ion Antonescu von dem Hass gegen die Juden und das Judentum beherrscht. Für Ion Antonescu war "der Jude" der Volksfeind Nr. 1. Am 6. September 1941 schrieb er in einem Brief an Mihai Antonescu: "Alle müssen begreifen, dass es hier nicht um einen Kampf gegen die Slawen, sondern gegen die Juden geht. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod. Entweder werden wir siegreich sein und die Menschheit davon säubern, oder sie werden uns besiegen und versklaven. [...] Der Krieg im Allgemeinen und der Kampf um Odessa im Besonderen haben den Beweis dafür erbracht, dass Satan und 'der Jude' identisch sind."

Ion Antonescu war an den wesentlichen Unterdrückungsmaßnahmen seines Regimes gegen die Juden direkt beteiligt. Anders als im Fall von Hitler, liegen bei Antonescu zahlreiche Beweise vor, die seine unmittelbare Beteiligung daran belegen. Beispielsweise veranlassten Oberst Gheorghe Petrescu vom Generalstab und der Gendarmeriegeneral Ion Topor die Deportation der Juden aus der Bukowina auf die persönliche Anordnung von Antonescu. Petrescu erklärte dazu in 1945, dass der entsprechende Befehl durch Radu Dinulescu von der Abteilung II a des Generalstabes übermittelt wurde; dieser Befehl - Nr. 6651 vom 4. Oktober 1941 - enthielt auch den Entschluss von Marschall Antonescu, alle Juden aus der Bukowina und Transnistrien binnen zehn Tagen zu deportieren. Ion Antonescu erklärte am 6. Oktober 1941 anlässlich einer Ministerratssitzung: "Ich habe Maßnahmen getroffen, sie [die Juden] endgültig und vollständig aus diesen Gebieten zu entfernen. In Bessarabien habe ich noch ungefähr 10.000 Juden, die in einigen Tagen über den Dnister getrieben werden ..." Am 14. November, in einer weiteren Ministerratssitzung, erklärte Antonescu: "Ich habe genügend Probleme mit diesen Saujuden, die ich über den Bug geführt habe. Nur ich weiß, wie viele davon unterwegs gestorben sind." Antonescu versäumte es nicht, sich von der Strenge der Unterdrückungsmaßnahmen gegen die Juden persönlich zu überzeugen. Während er sich am 13. November 1941 von Alexianu über die antijüdischen Aktionen von Odessa berichten ließ, wiederholte Antonescu beispielsweise seine bereits erteilten Befehle: "Ich habe angeordnet, je 200 Juden für jeden getöteten und je 100 Juden für jeden verwundeten Rumänen zu erschießen."

Enttäuscht von dem langsamen Tempo, mit dem das "Judenproblem" gelöst wurde und unter dem Eindruck, dass selbst Nazi-Deutschland nur schwerfällig agierte, forderte Antonescu von seinen Untergebenen, die rumänischen Bemühungen zu verstärken: "Werft sie in Katakomben, treibt sie ins Schwarze Meer, wie auch immer, aber entfernt sie aus Odessa. Es ist mir egal. Es können von mir aus Hunderte, Tausende oder auch alle sterben." Infolge dieses Befehls wurden die überlebenden Juden aus Odessa nach Berezovca und Golta deportiert.

Aus der Sicht von Antonescu war Deutschland von jeher der natürliche Verbündete von Rumänien, während der "Londoner Saujude" und die "Engländer, Amerikaner und Juden, die auch nach dem letzten Krieg den Frieden diktiert haben" die äußeren Feinde Rumäniens waren. Im Inneren waren die "Kommunisten, Saujuden, Ungarn und Siebenbürger Sachsen" die Feinde, die die ersten Anzeichen abwarteten, "um die Anarchie über das Land zu bringen ... und zum letzten entscheidenden Schlag gegen unsere Nation auszuholen." Das Verhalten von Antonescu gegenüber den Juden war abwechselnd mal von gewalttätigem Hass, mal von vermeintlich väterlicher Großzügigkeit gekennzeichnet. Im Herbst 1941 behauptete er beispielsweise gegenüber dem Ministerrat, dass er "darum kämpft, Bessarabien und die Bukowina von Juden und Slawen zu säubern."

Ion Antonescu war sich über die von der SS in Transnistrien begangenen Massenmorde bewusst. Mehr noch, er war bis ins letzte Detail für die Verfolgungsmaßnahmen gegen die Juden verantwortlich bzw. maßgeblich daran beteiligt. Der rumänische Diktator wies die Rumänische Nationalbank an, das Geld und die Schmuckgegenstände der zur Deportation bestimmten Juden "einzutauschen", mit anderen Worten, zu konfiszieren. Er war derjenige, der im April 1942 einen Befehl (462/CBBT) unterzeichnete, der die Deportation der letzten 425 noch in Bessarabien verbliebenen Juden nach Transnistrien anordnete. Es war auch seine Entscheidung, eine zweite Deportationswelle der Juden aus der Bukowina zu veranlassen; dies wurde offiziell am 28. Mai 1942 verabschiedet. Die Dokumente aus dem Kriegskabinett von Ion Antonescu beweisen, dass er im Verlauf des Jahres 1943 von seinen hohen Verwaltungsbeamten konsequent über das Schicksal der nach Transnistrien deportierten Juden und Roma informiert wurde.

Im Herbst 1942 fasste Ion Antonescu den entscheidenden Entschluss, die Umsetzung der rumänisch-deutschen Planung, alle Juden aus dem Altreich und Südtranssilvanien nach Belzec zu deportieren, auszusetzen. Diese geplante Deportation wurde dann nie mehr ausgeführt; dadurch haben mindestens 292.000 rumänische Juden den Krieg überlebt.

Antonescu entschied ebenfalls über Leben oder Tod der rumänischen Juden, die sich im besetzten Europa, unter deutscher Herrschaft, aufhielten. Bereits im November 1941 unterrichtete von Killinger das Auswärtige Amt, dass Antonescu der Absicht des Reichs zugestimmt hatte, die unter deutscher Hoheit stehenden rumänischen Juden zusammen mit den deutschen Juden in die Ghettos im Osten zu deportieren, "denn die rumänische Regierung hat keinerlei Interesse an der Rückholung der rumänischen Juden nach Rumänien." Als unmittelbare Konsequenz dieser Entscheidung sind 1.600 rumänische Juden aus Deutschland und Österreich, 3.000 aus Frankreich und eine unbekannte Zahl aus Polen, Böhmen und Mähren sowie Holland in den deutschen Konzentrationslagern zu Grunde gegangen. Im Frühjahr 1943 hat die rumänische Regierung diese Entscheidung revidiert und ca. 4.000 rumänische Juden, die sich in Frankreich aufhielten, überlebten den Krieg. Ion Antonescu stimmte sogar der Repatriierung einiger dieser Juden zu.

Während seines Prozesses bekannte sich Marschall Antonescu zu seiner Verantwortung für die angeblich fehlerhafte Art und Weise, wie seine Befehle von seinen Untergebenen interpretiert worden seien, jedoch nicht für die eigentlichen Verbrechen und Raubzüge, die manche von ihnen begangen hatten. Ion Antonescu gab zwar zu, dass sich unter rumänischer Hoheit "blutige Unterdrückungsmaßnahmen" während des Krieges ereignet hätten, bestritt aber wider besseren Wissens, dass unter seiner Befehlsgewalt auch Massaker stattgefunden haben: "Wir haben viele repressive Gesetze erlassen, aber keinen einzigen Juden hingerichtet... Unterdrückungsmaßnahmen habe ich angeordnet, Massaker jedoch nicht." Ion Antonescu räumte nach dem Krieg ein, dass es im Jahr 1942 ebenfalls seine ursprüngliche Entscheidung gewesen sei, die Roma zu deportieren.

Antonescu, ein überzeugter und brutaler Antisemit, glaubte zu Beginn des Krieges, das "jüdische Problem" und die Schwierigkeiten mit den übrigen Minderheiten, insbesondere mit der ukrainischen, ein für alle Mal lösen zu können. Aber ein Vergleich zwischen Antonescu und Hitler, die sich gegenseitig verehrten, setzt Antonescu in ein anderes Licht. Bis September 1941 gewährte Antonescu Filderman, dem Leiter der Jüdischen Gemeinde, Audienzen, etwas was in Deutschland undenkbar gewesen wäre; Hitler hätte nie - direkt oder indirekt - einen Dialog mit dem Leiter der Jüdischen Gemeinde in Deutschland geführt. Ende 1942, in engem Zusammenhang mit den Veränderungen an der Ostfront, tolerierte Antonescu nicht nur, sondern förderte sogar eine Kontaktanbahnung zu den Alliierten. Diese, auf Vermittlung neutraler Staaten - in Lissabon, Stockholm, Ankara und Kairo - geknüpften Kontakte legen den Schluss nahe, dass man zu einer realistischeren Einschätzung der Chancen auf einen Kriegserfolg gelangen wollte. Nach 1942 bildete sich Antonescu - wie viele andere rumänische Politiker - ein, die Juden als Tauschobjekt gegen ein verbessertes Bild Rumäniens in den Vereinigten Staaten und England verwenden zu können.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Verschiebung der Entscheidung zur Deportation der Juden aus Südtranssilvanien, der Moldau-Region und der Großen Walachei in die Nazilager im besetzten Polen, rein opportunistischer Natur war. Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben die verschiedenen Interventionen - darunter diejenigen des Metropoliten Bălan, der königlichen Familie und des diplomatischen Korps - eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung gespielt. Jedenfalls widmete Antonescu, nach Stalingrad, dem Auslandsbild von Rumänien eine verstärkte Aufmerksamkeit. Die Berichte des rumänischen Außenhandelsministeriums, dass die rumänischen Juden im deutschen Herrschaftsbereich mehr noch als die ungarischen Juden zu leiden hatten, erregte bei Antonescu Irritationen.

Obwohl zwischen den Legionären und Ion Antonescu viele Gemeinsamkeiten bestanden, war er auf wirtschaftlichem Gebiet keineswegs ein Abenteurer. In politischer Hinsicht ordnete er sich selbst zwischen Goga und Codreanu ein. Er nährte die Zwangsvorstellung von einem minderheitenfreien Rumänien, denn die ethnischen Minderheiten gefährdeten angeblich den rumänischen Staat, und zwar hauptsächlich in den Gebieten, die Rumänien nach dem Ersten Weltkrieg zugefallen waren. Der Antisemitismus von Antonescu bestand in wirtschaftlicher, politischer, sozialer und gelegentlich religiöser Hinsicht; ihm fehlten jedoch die mystischen Akzente des Antisemitismus der Legionäre. Sein Hass war nicht derjenige eines brutalen Schlägers, sondern der eines Bürokraten, der das "Problem" auf systematische Weise und per Gesetz lösen wollte.

Ion Antonescu war nicht nur für die Vernichtung der Juden und Roma verantwortlich, sondern fügte dem rumänischen Volk weitere tragische Verluste während des Zweiten Weltkriegs zu. Zugehörig zu den Achsenmächten und treuer Verbündeter an der Seite Nazi-Deutschlands, arbeitete Rumänien mit den Deutschen in militärischer Hinsicht eng zusammen. Im Juni 1941 übertrug Hitler dem Kommandeur der deutschen 11. Armee, Eugen von Schobert, die Aufgabe, die Südostflanke der Ostfront zu übernehmen. Ungeachtet der Befehlsgewalt von Eugen von Schobert, erkannte Hitler die Rolle von Antonescu an und bevollmächtigte diesen, alle Befehle von Eugen von Schobert gegenzuzeichnen.

Selbst wenn sein Krieg im Osten oft als Versuch gewertet wurde, Bessarabien und die Nordbukowina zurückzuerobern oder Hitler zu veranlassen, Nordtranssilvanien an Rumänien zurückzugeben, strebte Antonescu nach Höherem. Er fühlte sich in nichts Hitler und Mussolini unterlegen und gab sich Träumen von einem Dakischen Imperium vom Balkan bis zum Dnepr hin. Mehr noch, seine Teilhabe an der Militärplanung der Achsenmächte beschränkte sich nicht nur auf den Angriff gegen die Sowjetunion. Ion Antonescu erklärte den Vereinigten Staaten am 16. Dezember 1941 den Krieg. Rumänien befand sich ebenfalls mit Großbritannien im Kriegszustand. Darüber hinaus gestattete er den deutschen Divisionen Rumänien bei ihrem Vormarsch gegen Griechenland zu durchqueren und das rumänische Territorium als Ausgangsbasis für den Angriff gegen Jugoslawien zu nutzen.

Wie Antonescu selber schriftlich erklärte, befand er sich im Krieg mit den Juden. Durch die systematischen Deportationen der jüdischen Bevölkerung aus Rumänien und der besetzten Ukraine, wurden er und seine Helfer zu den Autoren für ein unermessliches Leid. Sie sind für Hunderttausende unschuldige Opfer und die Ermordung von mindestens einer Viertelmillion Menschen verantwortlich zu machen. So hat er zwischen 1941 und 1944 nicht nur einen Krieg gegen einen angestammten militärischen Feind ausgelöst, sondern auch Zivilisten ins Fadenkreuz genommen, und zwar mit einer Reihe von Verfolgungsmaßnahmen, die innerhalb einer Bandbreite von Raub bis Mord alles enthielten. Ion Antonescu und seine Komplizen sind jedoch nicht allein für diese Tragödie verantwortlich zu machen. Abgesehen von dem Naziregime, hat "ein Teil der schwachen und egoistischen politischen Klasse in Rumänien [ebenfalls] zu seiner Machtergreifung beigetragen", wie ein zeitgenössischer rumänischer Historiker bemerkt.

Nationalistische und extremistische Kreise im heutigen Rumänien versuchen, Antonescu zu rehabilitieren und ihm einen Ehrenplatz als großem Patrioten in der rumänischen Geschichte zuzuweisen. Die Tatsache, dass er sein Land geliebt hat, ist irrelevant. Antonescu war ein Kriegsverbrecher im reinen Wortsinn. Unter seiner Führung war die rumänische Regierung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt, völlig unabhängig davon, dass es in der bewegten Geschichte Rumäniens sowohl glorreiche als auch grausame Phasen gibt. Schlimmer noch, der Krieg dieses "Führers" gegen eine unschuldige und schutzlose Bevölkerung war nur ein Aspekt seiner umfassenden Wahnvorstellung, nämlich das Land aus einem illusionären Gewinnstreben heraus in einen Konflikt zu führen, der letztendlich nur verheerende Konsequenzen nach sich zog.

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